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Meerjungfrau Arielle

22.Mai 2021 | 555 mal gelesen


Heute gelangte eine sehr scheue Schweinedame mit einer leidvollen Vergangenheit zu uns: Sechs Jahre lang hatte sie in einem Kastenstand eines Ferkelzuchtbetriebes gelebt, immer wieder Kinder gebären müssen, die sie nur durch Gitterstäbe hindurch fühlen durfte und die man ihr immer wieder wegnahm.

Der Drang, den Pferdeanhänger zu verlassen, in welchem sie hunderte Kilometer zu uns transportiert wurde, war praktisch nicht vorhanden. Sie war ängstlich und blieb deshalb einfach im Stroh liegen, mit welchem dessen Boden ausgestattet war. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich aufgrund unseres Drängens endlich erhob.
Als sie den Hänger aufgrund weiteren Drängens verließ, gestaltete sich der Weg zum Stall nicht ohne Komplikationen. Diese bestanden darin, dass sie auswich und – bedingt durch ihre Angst – auf den Hofburggraben (Gotteskoogstrom) zusteuerte, in dem sie kurz darauf auch landete.

Trotz des Wissens um die Tatsache, dass Schweine hervorragend schwimmen können, brach leichte Panik aus, so dass ich mich nach einigen Minuten des Wartens zu ihr ins Wasser begab, um sie dazu zu drängen, sich ans Ufer zu ziehen. Da das Ufer aber nicht gerade flach war, dauerte es eine ganze Weile, bis sie eine geeignete Stelle gefunden hatte, an der sie aus dem Wasser kommen konnte.
Sobald sie draussen war, bekam sie eine Decke übergestreift, denn die Außentemperaturen waren sehr niedrig und zusätzlich wehte ein kalter Wind.

Nach dieser Eskapade, die ihr den Namen Arielle einbrachte, erreichte sie endlich den Stall, wo sie das dort ausgelegte Stroh neugierig durchwühlte. Ihr augenblickliches Wohlbehagen ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich zu Hause fühlte und obwohl mir der Schreck ihrer vorangegangenen Unternehmung noch in den Gliedern steckte, erfüllt es mich mit Freude, sie beim Durchwühlen der Strohhalme zu beobachten. Ich wünschte ihr ein erfülltes und langes Leben in Gesellschaft ihrer Artgenossen.


2 Wochen vor Arielles Eintreffen, war der kleine Schweinemann Freddy auf den Hof gekommen. (Seine Geschichte ist hier nachzulesen.) Arielle hat ihn umgehend adoptiert, als wäre es ihr eigener Sohn. Sie achtete auf ihn, stupste ihn Abends an, damit er in den Stall geht und lag dann die ganze Nacht bei ihm. Sie war - und das konnte man sehr deutlich sehen - glücklich über ein Kind, das ihr Niemand mehr wegnahm. Der Mutterrolle ist sie im weiteren Verlauf verantwortungsvoll nachgekommen und Freddy sonnte sich in der Rolle des Kindes. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Von da an sah man sie nur noch gemeinsam über den Hof ziehen.



Und das war nicht alles, denn einen Monat später gelangte Arielles leibliche Schwester Alana zu uns(Hier ihre Geschichte).
Arielles Glück war mit Alanas Ankunft perfekt.




Juni 2021

Bedingt durch die Unterkühlung wurde Arielle wenig später sehr krank. Sie nahm keine Nahrung mehr zu sich und lag fest. Ihre Temperatur sank auf 35°C, was für Schweine eine schwere Untertemperatur darstellt. Unter Bangen und Hoffen wurde sie rundum betreut, bekam tierärztliche Medikation, lag unter Rotlicht und wurde zusätzlich von zwei 10-KW-Heizgeräten gewärmt. Ihr adoptierter Sohn Freddy kümmerte sich rührend um sie. Eine Mutter hatte er nie und diese neue Mutter wollte er auf keinen Fall verlieren.
In dieser Phase bekam Arielle eine große finanzielle Hilfe von der Facebook-Unterstützergemeinde. Dafür sei ihnen noch einmal herzlich gedankt.



Es dauerte eine ganze Woche, bis dieses starke Mädchen das Übel von sich abschütteln konnte und jene Freiheit erleben durfte, von der sie ein Leben lang nur geträumt hatte.


Unten befindet sich ein Video von ihrem ersten Spaziergang, nachdem sie wiederhergestellt war. Sie stand am Gitter und verzuchte zu begreifen, was passiert ist und wo sie sich befindet. Jedes andere Schwein hätte sich einen Durchgang verschafft und das Gitter, mitsamt König Pumbas Hütte, an der es festgemacht ist, einfach weggerissen, um mehr zu entdecken. Arielle aber blieb andächtig am Gitter stehen und sog den Himmel und die Bäume mit ihren Augen auf; eine Welt, die sie nie zuvor gesehen hatte.





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